Es gibt kaum eine Störung, die öffentlich so kontrovers diskutiert wird wie das AD(H)S. Schnell ist die Rede von „Modediagnose“, die bei vielen auf Gegenwehr stösst; werden entsprechende medikamentöse Behandlungsmassnahmen ergriffen, ist schnell von Hirndoping oder einem Ruhigstellen der PatientInnen die Rede. Fakt ist, dass Menschen mit AD(H)S in gewissen Belangen etwas anders funktionieren.
Vor dem Hintergrund dieses gesamtgesellschaftlichen Kontexts stellen sich für diagnostizierende und behandelnde PsychotherapeutInnen spezifische Fragen: Wie können wir einen ethisch-korrekten Umgang mit dem Phänomen finden? Wie kann man differenzieren, wo in erster Linie Druck von aussen besteht, eine menschliche Funktionsweise zu benennen und wo wahrer, innerer Leidensdruck bei den Betroffenen selbst herrscht? Kulturelle Aspekte sind hier nicht ausser Acht zu lassen.
Nach einem kurzen Einblick in die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Symptomatik, Ätiologie und Grundlagen der Diagnostik soll insbesondere das Erleben von Betroffenen, d.h. von Kindern und Jugendlichen wie auch von Erwachsenen mittels Text- und Fallbeispielen Raum bekommen.
Die thematische Nähe zum Konzept der mittleren Charakterstruktur „Aufmerksamkeitssensibilität“ soll diskutiert werden – Überschneidungen liegen auf der Hand, zwischen den beiden Konzeptionen bestehen jedoch auch Unterschiede.
Positive Aspekte bzw. Ressourcen sowie therapeutische Zugänge kommen ebenfalls zum Zuge. Neben all dem Konfliktpotential, das eine Aufmerksamkeitsstörung im beruflichen und privaten Alltag, insbesondere in der Partnerschaft mit sich bringt, birgt sie auch Lebendigkeit, kreative Schätze und Ideenreichtum. Wenn man sich wirklich auf diese AD(H)S-Welt einlässt, kann dies eine enorme Bereicherung für das eigene Leben darstellen.
Katja Gmünder
eidg. anerkannte Psychotherapeutin mit Zertifikat GFK
Fachpsychologin für Psychotherapie FSP
Kursleiterin, Supervisorin und Lehrtherapeutin
Termin:
Samstag, 08. Juli 2023, 9.15-16.45 8 UE (6 Stunden)
Ort:
Praxisgemeinschaft Konradstrasse 54, I. Stock, 8005 Zürich
Kosten:
CHF 180
Anmeldung:
Tel. 043 817 41 24 oder mail@gfk-institut.ch