Kaum ein Bestandteil unserer Ausbildung ruft bei den Studierenden bezüglich der Umsetzung in ihre praktische Arbeit so viele Unsicherheiten hervor wie der Focusingorientierte/experienzielle Ansatz.
Irgendwann hören wir dann in der Supervision: Focusing kann ich in meiner Arbeit/mit meinen schwierigen PatientInnen nicht verwenden.
Mit diesem Vorurteil soll sich dieser Studientag beschäftigen.
Warum glaubt ihr das? Wenn ihr euch das überlegt und versucht, es zu formulieren, werden wir schnell heraushören, was die Einzelnen sich unter «Focusing» vorstellen – und wie sie be- gründen, warum «es» nicht geht.
Vieles davon beruht, so meine ich, auf einem Missverständnis. Focusing hat eine lange Ge- schichte – von den ersten Beobachtungen («moments of movement») des Forschungsteams um Rogers und Gendlin herum in den fünfziger Jahren in Chicago zu der Entwicklung einer Theorie über Persönlichkeitsveränderung, in der Gendlin zum ersten Mal den Begriff «continous focusing» verwendet und diese kleine, wichtige Bewegung («move») beschreibt – bis hin zu dem «Focusing», das Gendlin aus didaktischen Gründen in 6 Schritte unterteilt beschrieben hat und das man auch separat lernen kann.
Ich möchte in diesem Workshop zurückkehren zu den Grundlagen: Worum genau handelt es sich bei dieser kleinen Prozessbewegung, was genau passiert da? Was ist das für eine Aktivi- tät, was TUN Klient*innen und Patient*innen dort? Und wie können wir diesen Prozess begleiten, vielleicht sogar fördern?
Ein Durchlaufen der einzelnen Schritte und all die Rituale, die inzwischen mit dem Namen «Focusing» verbunden sind (Füsse auf den Boden, atmen, Augen zu, etwas in sich suchen…), ist für manche Menschen hilfreich, aber längst nicht für alle. Trotzdem kann es erhellend sein, sich diesen «steps» zuzuwenden und neu zu überlegen, was z.B. mit «Freiraum» überhaupt gemeint ist und wozu er dienen soll – wieso der Begriff «Körper» bei Gendlin so verwirrend gebraucht wird – was er mit dem Begriff «felt sense» gemeint hat – was unter «strukturgebunden» zu verstehen ist.
Menschen lernen unterschiedlich, und beim Erlernen von Focusing ist das nicht anders. Ich meine, dass wir diese kleine wichtige Prozessbewegung, wenn wir sie einmal selber verstan- den haben, so in unsere therapeutische/beraterische Tätigkeit einbetten können, dass wir gar nichts «extra» tun müssen.
Dieser Workshop ist vor allem für die Studierenden der Phase I und II im GFK gedacht, anmelden können sich aber auch bereits ausgebildete GFKlerInnen, die an einer Präzisierung interessiert sind.
Christiane Geiser
Eidg. anerkannte Psychotherapeutin, Lehrsupervisorin und Weiterbil- derin GFK, Zertifizierende Focusing-Koordinatorin des TIFI New York
Termin:
Samstag, 22. Februar 2025 9.15-16.45 8 UE (6 Stunden)
Ort:
pca Institut, Josefstrasse 84, 8005 Zürich, 4. Stock
Kosten:
CHF 210.-
CHF 190.- für SGfK Mitglieder
Anmeldung:
Tel. 076 222 37 58 oder mail@gfk-institut.ch